Die Bilder der Weiblichkeit, gemalt auf Kreidegrund mit Eitempera, vergoldet mit echtem Blattgold, sind Zitate von Frauendarstellungen, die in ganz unterschiedlichen Kulturkreisen und in weit auseinander liegenden Teilen der Erdkugel entstanden sind. In Amerika, in Europa, in Australien, Afrika und Asien. Sie wurden geschnitzt, gemalt, aus Ton geformt, in Stein gemeißelt.
Ich möchte mit diesen Ikonen an die würdige Stellung der Frau im vorhistorischen Matriarchat erinnern und gleichzeitig Stoff zur weiblichen Identitätsfindung heute geben. Die weiblichen Idole oder Figurinen, wie sie auch genannt werden, verkörpern ganz unterschiedliche Aspekte der Weiblichkeit.
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Vogelgöttinen, 2009
3500 – 2500 v. Chr.
In dem alten Felsbild aus der Sahara (Jabbaren, heute Algerien) sind vier Vogelgöttinnen zu sehen, eine Darstellung der schwarzen, gelben, roten und weißen Rasse.
Sie stehen in den vier Himmelsrichtungen, tragen Schlangen auf dem Kopf und rufen mit erhobenen Armen die Kräfte des Himmels und der Erde an. -
Venus von Willendorf, 2006
23000 v. Chr.
wurde in Willendorf/ Österreich gefunden. Sie wurde aus Stein geschnitzt und ist nur so groß wie ein Handteller. Mit ihren ausladenden Hüften und vollen Brüsten soll sie eine Fruchtbarkeitsgöttin gewesen sein.
Hier wird sie 2mal abgebildet, mit schwarzer und weißer Hautfarbe als eine aufklappbare Ikone. An der Außenseite wurde ein Spiegel angebracht, der die heutigen Betrachter/innen mit in den Reigen der Weiblichkeitsikonen einbezieht. -
Lady of Sé, 2007
4900 - 4700 v. Chr.
Die “Lady of Sé” wurde bei Ausgrabungen in Ungarn gefunden. Sie ist ein besonders schönes Beispiel der Lengyel-Kultur (benannt nach dem Gräberfeld von Lengyel in Süd-Ungarn). Leider wurde der Kopf dieser Figurine nicht gefunden.
„Lady of Sé“ wird hier in ihrer Originalgröße (24 cm) und als vergoldete, menschengroße Silhouette gezeigt. -
Figurine aus Anatolien, 2007
2000 v. Chr.
dargestellt als vergoldete menschengroße Silhouette.
Diese Figurine mit großen Augen ist eine von vielen Göttinnendarstellungen mit besonders betonten Augen. Ewig wachsame Augen: Wie jede gute Mutter behält die Göttin ihre Kinder im Auge. -
Violinförmige Figurine, 2007
2500 v. Chr.
dargestellt als vergoldete menschengroße Silhouette.
Auf den Kykladen gab es im 3. Jahrtausend v. Chr. einen kulturellen Höhepunkt. Dort tauchen Violin-Figurinen in Marmor auf. Der weibliche Körper wird schematisiert dargestell -
Weibliche Figur, 2007
2500 v. Chr.
dargestellt als vergoldete, menschengroße Silhouette.
Das Vorbild dieser Steinskulptur hat ihre Heimat auf einer Ägäischen Insel. Die Arme liegen vor dem Körper. Nur ein Auge ist zu sehen. -
Vorzeitgöttin mit erhobenen Armen, 2007
4000 v. Chr.
dargestellt als vergoldete menschengroße Silhouette
Diese Figur aus Terrakotta wurde in Ägypten gefunden. Die Geste der erhobenen Hände ist in vielen anderen Figurinen zu sehen. Sie wird als betende Haltung gedeutet. -
Schlafende Göttin-Priesterin, 2008
3000 v. Chr.
Die schlafende Göttin, ein Tonmodell, stammt von Malta (Hypogäum von Hal Saflieni).
Die füllige Göttin liegt auf einer Couch, der Kopf ist auf ihren Arm gebettet und wird von einem Kissen unterstützt. Das Tonmodell soll in der Ausübung des „Tempelschlafes“ bei der Befragung von Orakeln verwendet worden sein. Aber vielleicht macht es sich eine Göttin hier einfach nur gemütlich und ruht mal aus -
Maria orans, 2006
1220 n. Chr.
im Hintergrund 2 weibliche Figuren mit erhobenen Armen aus dem prädynastischen Ägypten (4000 v. Chr.)
Das Vorbild dieser Maria orans ist eine russische Ikone aus der Jaroslawer Schule (Tretjakow Galerie Moskau). In Marias Herzgegend ist ein Medaillon mit dem Christuskind. Ihre Hände sind zum Gebet erhoben. Eine Geste, die ähnlich ist den ägyptischen Figurinen mit erhobenen Armen. -
Zwillingsgöttin, 2009
6000-5500 v. Chr.
Chalkolithische Periode, Gebiet Salamiou-Anephani im Paphos
Die 10,5 cm große Figur aus Steatit ist eine der ungewöhnlichsten Figuren aus dieser Zeit. Höchstwahrscheinlich sind hier zwei Göttinnen zu einer Kreuzesform vereinigt worden. Auf einem Körper sind die Brüste deutlich ausgearbeitet. Die linke Figur wurde um 90° gedreht. Die Außenseiten der aufklappbaren Ikone sind geschmückt mit Symbolen aus der Sesklo-Kultur, Griechenland. -
Zwillingsgöttin, 2009
6000-5500 v. Chr.
Chalkolithische Periode, Gebiet Salamiou-Anephani im Paphos
Die 10,5 cm große Figur aus Steatit ist eine der ungewöhnlichsten Figuren aus dieser Zeit. Höchstwahrscheinlich sind hier zwei Göttinnen zu einer Kreuzesform vereinigt worden. Auf einem Körper sind die Brüste deutlich ausgearbeitet. Die linke Figur wurde um 90° gedreht. Die Außenseiten der aufklappbaren Ikone sind geschmückt mit Symbolen aus der Sesklo-Kultur, Griechenland. -
Frau beim Geburtsakt, 2007
Felsmalerei von Aborigines in Arnhemland in Australien
Die Figur wird meist als die „Alte Frau“ oder Urmutter beschrieben, die im Norden Australiens in Gestalt einer Schlange ankam und die Ahnen des Volkes gebar. Diese Bilder der Aborigines waren Jahrtausende hindurch Gegenstand einer kontinuierlichen, nur mündlichen Tradition. -
Mutter und Kind, 2007
ohne Zeitangabe, nach einer Holzskulptur, Yoruba Nigeria
Diese Ikone, eine Mutter, die ein Kind auf dem Rücken trägt, repräsentiert die sorgende weibliche Seite und den afrikanischen Kontinent. -
S. Maria del Rosario, 2006
“Madonna von S. Sisto”, ca 1100 n. Chr.
Das Vorbild dieser Marienikone soll - nach einer Legende - der Apostel Lukas gemalt haben. Sie war in einem Kloster in der Nähe von Rom, ihr wurde Wunderkraft zugeschrieben. Der Papst wollte sie darum in den Vatikan bringen lassen. Aber die Ikone ließ sich an einer Stelle nicht weiterbewegen. Man rief den Papst herbei, der Bittgebete sprach, die einen Weitertransport ermöglichten. Aber die Ikone blieb nur eine Nacht im Vatikan und eilte selbsttätig in ihr Stammkloster zurück, wo sie noch heute zu sehen sein soll. -
Die Würdigung der Lilith, 2007
Triptychon
Lilith, 2000 v. Chr.
Eva nach Lucas Cranach, 1531
Lilith, die erste Frau Adams, war eine sehr selbstbewusste Frau. Sie begehrte, beim Geschechtsverkehr obenauf zu sein. So berichtet es eine jüdische Legende. Sie wurde darum verstoßen, verdammt, eine geflügelte Herrin der Tiere. In diesem Ikonenarrangement soll sie gewürdigt werden, sie wird eingerahmt von ihrer Nachfolgerin Eva. -
Ischtar, die Herrin der Nacht, 2006
800 v. Chr.
Das Vorbild dieser Ikone, eine geschnitzte Elfenbeintafel, wurde bei einem assyrischen Palast der Stadt Nimrud (Babylonien) ausgegraben.
Ischtar war eine kraftvolle, mutige, vielfältige Göttin, eine Himmelskönigin, die über Sterne und Planeten herrschte. Sie stieg hinab in die Unterwelt, um ihren Sohn-Geliebten Tammuz zu erlösen, der nach einer heiligen Hochzeit geopfert worden war.
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Medusa, 2007
500 v. Chr.
nach einer griechischen Tonmalerei
Medusa war eine der Gorgonen, sie stammen von der Erdgöttin Gaia ab. Obwohl hellenische Schriftsteller sie als Monster bezeichnen, gehen ihre Namen Medusa, Sthenno und Euryale auf die Tugen-den der Weisheit, Stärke und Universalität zurück. Sie waren eine Dreiheit von Mondgöttinnen. Vorgriechische Mystiker nannten den Mond „Gorgonenhaupt“. -
Mother Earth, 2006
zeitgenössische Darstellung
Die Navajo-Indianern stellen in ihren Sandmalereien oft das kosmische Paar Mother Earth und Father Sky dar.
Mother Earth trägt in ihrem Körper die Maispflanze, er in seinem das Firmament.
Beide Kräfte sind gleich wichtig und werden in gleicher Größe dargestellt. -
Die weiße Tara 2006
13. Jhd.
Das Vorbild dieser Steinskulptur entstand auf der Insel Java. Die weiße Tara ist eine buddhistische Gottheit, sie hat ein großes, weites Herz und verkörpert Mitgefühl. Sie soll aus den Tränen des Buddha entstanden sein. -
Durga 2008
nach einer zeitgenössischen, traditionellen indischen Malerei
Durga wird in Indien verehrt. Sie ist eine Kriegerin. Nach dem indischen Katastrophenmythos besiegt Durga, auf einem Löwen reitend, einen Dämon nach dem anderen. Sie war die Schutzgöttin der Rajputen, der Kriegsprinzen Indiens.
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Hofdame mit Narzisse, 2006
ca 1630/ Indien
Eine islamische Malerei zeigt eine junge Frau mit einer Narzisse, sie ist reich geschmückt und trägt über ihrem schwarzen Haar einen sehr kleinen Schleier. -
Arabisch „Frau“, 2007
nach einem arabischen Schriftzug
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Chinesisch nü „Mädchen“, 2006
Mädchen, Weib.
Das rechte Schriftzeichen zeigt das Mädchen in zeremonieller Stellung, d.h. mit gesenkten und gekreuzten Armen. Um das Schriftzeichen besser zeichnen zu können, wurde die rechte Seite verbogen. -
Chinesisch mu „Mutter“, 2006
Dieses Schriftzeichen ist die Weiterbildung des vorigen, die Brüste sind eingezeichnet.
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„Sheela na gig“, 2006
In keltisch geprägten Gegenden Englands gibt es Kirchen (St Mary und St David Kilpeck, Herefordshire), in denen das alte Frauenbild der „Sheela na gig“ auftaucht. Als ein Steinrelief wurde dieses Element einer vorchristlichen Religion in den Kirchenbau integriert. Die froschförmige Figurine hält ihre Vulva geöffnet. Das Tor zur Welt und auch das Tor zum Tod.
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Maria Magdalena, 2006
nach einem italienischen Maler aus dem 13. Jhd.
Maria Magdalena gilt als die Sünderin im Neuen Testament. Auf dem Original wird ihre Lebensgeschichte in kleinen Bildern geschildert. Das Spruchband ist in lateinischer Sprache mit folgendem Text beschriftet: „Verzweifelt nicht, wenn ihr gesündigt habt. Folget meinem Beispiel und versöhnt euch mit Gott!“ Hier wurde das Spruchband für eigene Gedanken frei gelassen. -
Coatlicue mit Schlangenrock 2007
15. Jhd.
In einem Museum in Mexiko steht das Vorbild dieser Steinskulptur, sie stammt aus der aztekischen Zeit.
Coatlicue ist die Todes- und Erdgöttin, die dunkle Seite der Weiblichkeit. Mit Totenkopf, Raubtierpranken, Schlangenrock und Brüsten einer alten Frau ist sie Ehrfurcht gebietend und furchteinflößend. -
Sitzende Berggöttin 2009
2400 v. Chr.
Die große Göttin ist auch der Heilige Berg.
Die Göttin aus Sumer sitzt, in zeremonielle Gewänder gehüllt, auf ihrem Bergthron. Als Bergmutter herrscht sie über das umliegende Land. Landschaftsgöttinnen gibt es auch in anderen Regionen: in Anatolien ist es Kybele und die liegende Göttin als der Berg Sinai.
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Himmelsgöttin Nut 2006
Römische Periode
Ein Deckenrelief im Hathor-Tempel Dendera in Ägypten zeigt die Himmelsgöttin Nut. Ihr Leib ist der Himmel, sie verschluckt am Abend die Sonne und gebiert sie jeden Morgen neu. Strahlen fallen auf das Bild der Hathor.
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Göttin Isis, 2007
1194 -1163 v. Chr.
Ein Steinrelief des Sarkophags von Ramses III zeigt die ägyptische Göttin Isis, wie sie ihre schützenden Flügel über dem Toten ausbreitet. Zu beiden Seiten befinden sich Symbole des Anubis, des Schutzherren der Mumifizierung. Isis wurde zur Schutzgöttin des Jenseits, da sie die im Land verstreuten Leichenteile ihres ermordeten Gemahls Osiris zusammensuchte und gemeinsam mit Anubis die erste Mumie erschuf.
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Venus von der Schwäbischen Alb, 2009
35000-40000 v. Chr.
Am 14.5.2009 meldeten viele Zeitungen einen sensationellen Fund auf der schwäbischen Alb: Archäologen fanden eine Frauenfigur, 6 cm groß, mit großen Brüsten und einem Anhänger statt eines Kopfes. Gefertigt aus einem Mammut-Elfenbein, ist sie die bisher älteste Menschendarstellung der Welt.
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Lebensgeschichten 2009
Hilde Herborn hat bewegende Lebensgeschichten von Frauen aus der Bergarbeiterkolonie in Hamm-Werries aufgeschrieben. Fünf davon sind hier als Ikonen zu sehen.
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Heilige Ursula, Schutzpatronin von Köln, 2010
nach einer Büste von 1350
Die Heilige Ursula war eine britannische Königstochter. Obwohl sie ein Keuschheitsgelübde abgelegt hatte, sollte sie aus Staatsräson mit einem Königssohn vermählt werden. Sie unternahm mit 11000 jungfräulichen Begleiterinnen eine Wallfahrt nach Rom. Auf der Heimreise traf sie in Köln auf die wilden Horden der Hunnen, die die Stadt belagerten. Ursula und ihre Begleiterinnen wurden getötet, darauf hin erschien eine Schar von Engeln, die die Hunnen in die Flucht schlugen und Köln befreiten. -
Der Ariadnefaden 2010
nach einem griechischen Relief
Ariadne war die Tochter des Königs Minos von Kreta und der Pasiphae. Als Theseus nach Kreta kam, um den Minotauros zu töten, verliebte sich Ariadne in Theseus. Sie gab ihm ein Garnknäuel, mit dessen Hilfe er nach dem Abenteuer mit dem Minotauros die Irrgänge des Labyrinths verlassen konnte.
Der Ariadnefaden hier besteht aus vielen Bildern, die von Krebspatientinnen in der Charité-Frauenklinik gemalt wurden. Kreativität als Leitfaden, um aus dem Labyrinth der Krankheit wieder herauszufinden.
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Friederike und Caroline Fliedner 2011
nach Porträts aus dem 19.Jhd. und dem Karton von Leonardo da Vinci mit Anna und Maria um 1500
Friederike und Caroline Fliedner, obwohl sie sich nicht kannten, erscheinen auf dieser Ikone gemeinsam. Sie haben in Düsseldorf- Kaiserswerth zusammen mit Theodor Fliedner die Diakonissenanstalt aufgebaut. Vielen Frauen wurde damit die Möglichkeit gegeben, eine Ausbildung zu machen und zu arbeiten. Friederike und Caroline legen hier für einen Moment ihre Hauben ab und zeigen sich mit einer Haartracht aus der Zeit Leonardo da Vincis.
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Haubenmetamorphose 2011
nach einer Haube der Kaiserswerther Schwesternschaft
Die Hauben erscheinen in dieser Installation als ein Kreis auf einem goldenen Podest. Sie haben sich geöffnet, das Band ist golden. Sie leuchten.